Johanna kommt von einem Seminar bei eine alternativen Lebensgemeinschaft nach Hause und konfrontiert ihren nichts ahnenden, fußballbesessenen Freund mit ihrem Entschluss, noch am selben Abend auszusteigen - ausgerechnet während des Anpfiffs des WM Endspiels 2014. Es beginnt ein Ringen um Liebe, Fußball, Sex und den Wunsch nach Selbstverwirklichung.
„Mach doch eine Sendung über 4 Leute, die sich überhaupt nicht für dieses Endspiel interessieren!”
Da sind Johanna und Boris, die eigentlich eine harmonische Beziehung führen und ihre nächsten gemeinsamen Schritte genau vor sich sehen – bis, ja bis Johanna (pünktlich zum Endspiel) von einem Selbsterfahrungsseminar nach Hause kommt und plötzlich andere Pläne hat. Und nun beginnt das Karussell der Möglichkeiten sich zu drehen. Da will der eine dies, die andere das: Fußball gucken, heiraten, in die Schweiz, nach Neuseeland, rauf, runter, rein, raus ... Die einzig wirklich verlässliche Achse, um die alles rotiert, ist der Fernseher im Wohnzimmer. Die Dynamik aber, die in der Improvisation zwischen den Figuren entsteht, lässt die Final-Übertragung bald zur Nebensache werden.
Entwickle ein Spielfeld, ein paar Figuren und lass sie dann – ohne Drehbuch – aufeinander los und schau zu, was passiert. Als Regisseurin braucht man schon einen recht soliden Seelenfrieden, um das auszuhalten. Lilli Thalgott kennt dieses Gefühl spätestens seit ihrem Debüt ‚Heiligabend mit Hase’ (Publikumspreis Max Ophüls Preis 2012, Mittellanger Film). Sie weiß, wie es sich anfühlt, an der Seitenlinie zu stehen und sich hilflos die Haare zu raufen, wenn das Spiel seinen Lauf nimmt. Gemeinsam mit Mignon Remé (hidden shakespeare) hat sie sechs Charaktere entworfen und sie in einen situativen Rahmen gesteckt. Jeder Schauspieler erhält eine eigene Biografie und ein paar Informationen über die anderen, aber nur so viel, wie er oder sie in der Rolle über die „Person“ wissen kann. Auf diese Weise entsteht im Spiel eine sehr realistische Atmosphäre, die so nicht „schreibbar“ ist. Gedreht wird das, was sich hier und jetzt entfaltet, es gibt kein Zurück. Dramaturgisches Eingreifen ist erst im Schnitt wieder möglich.
Das Publikum darf sich auf Perlen der Situationskomik, ganz normale schräge Typen und herrlich unerwartete Wendungen freuen. Allein Gott Fußball bleibt unbestechlich: Am Ende gewinnen nicht die Brasilianer.
Deutschland 2015 | DCP | Farbe | 74 Min.
„...Doch zu jedem Trend wird die Gegenbewegung gleich mitgeliefert. Vollkommen befreit von den planerischen Zwängen durchdiskutierter Drehbücher hat sich die Hamburger Regisseurin Lilli Thalgott in „Ein Endspiel“. Ein Film über eine Paarbeziehung in der Midlife-Crisis. Angelegt sind hier nur die Grundzüge der Charaktere, den Rest haben die sechs Darsteller vor laufenden Kameras improvisiert. Herausgekommen ist einer der lebendigsten Filme des Festivals.“
Der Tagesspiegel, 25.01.2015
„...Ein Endspiel heißt das Langfilmdebüt von Lilli Thalgott das trotz des Titels ein Gegenmodell entwirft. Ihre Beziehungskomödie über ein Paar, das ausgerechnet während des Endspiels der Fußball-WM eine schwere Krise durchlebt, wurde komplett von den Darstellern improvisiert. Das Ergebnis ist kein großes Kino, aber einer der lustigsten und lebendigsten deutschen Filme der letzten Jahre. Der Erfolg basiert auf viel Übung: Die Regisseurin arbeitete zusammen mit Darstellern der erfahrenen Improvisationstheatertruppe Hidden Shakespeare aus Hamburg.“
taz, 27.01.2015
„...Um Fußball und Liebe ging es auch in Lilli Thalgotts rasantem Improvisationsfilm EIN ENDSPIEL. Mitten während des WM-Finales will Johanna ihren Freund verlassen, und es geht erkennbar drunter und drüber. Die spontanen Einfälle der Akteure – allen voran Mignon Remé wie von einem anderen Stern – waren witziger und klüger als die meisten ausgefeilten Drehbuchdialoge.“
artechock, 29.01.2015
Lilli Thalgott
Lilli Thalgott, Mignon Remé
Eike Zuleeg, Björn Lindenlaub, Thomas Vollmar, Martin Prinoth, Julia Lohmann
Anke Wiesenthal, Lilli Thalgott
Jochen Hinrichs Optical Art
Thies Mynther
Jochen Laube
Pierre Brand Primetime
Bernard A. Hohmann
Barbara Kloos, Julia Buckmiller
Kirsten Sprick, Frank Thomé, Mignon Remé, Rolf Claussen, Thorsten Neelmeyer, Steffen Lau
Lilli Thalgott, Mignon Remé
HIDDEN HITCHCOCK GbR
hidden shakespeare GbR
Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein